23. April 2012

Schwester Isabelle Digvidaï

Caritas Schweiz hilft neben Mali auch den vom Hunger bedrohten Menschen im Tschad. Caritas-Konsulentin Bettina Iseli ist kürzlich von einer Projektreise in dieses Sahel-Land zurückgekehrt. Im diesem Eintrag berichtet sie von einer beeindruckenden Begegnung.

Drei Tage lang sassen Repräsentanten der verschiedenen lokalen Caritas-Organisationen des Tschad zusammen, um ein gemeinsames Projekt für die Betroffenen der Nahrungsmittelkrise im Sahel auszuarbeiten. Die letzte Ernte war schlecht ausgefallen und bereits jetzt gehen die Vorräte zu Ende. Die nächste Ernte wird erst im Oktober erwartet.
Meine Aufgabe war es, die ganze Versammlung zu koordinieren.

Zehn Repräsentanten nahmen an dem Treffen teil. Sie waren aus dem gesamten Land angereist. Eine Teilnehmerin fiel mir besonders auf: Schwester Isabelle. Nicht nur, weil sie die einzige Frau war. Auch weil sie diejenige war, die die wichtigen Fragen stellte. Schwester Isabelle war für mich zuerst gar nicht als Schwester erkennbar. Erst bei näherem Hingucken konnte ich am Kreuz ihrer Kette ausmachen, dass sie einer katholischen Kongregation angehört. Oder habe ich aufgehorcht, weil alle anderen sie „Schwester“ nannten? Wie auch immer, Schwester Isabelle ist in der Gemeinde Lai im Süden des Landes, in der kleinsten aller lokalen Caritasorganisationen tätig. Caritas Lai besteht nur aus vier Personen, die die Menschen dort in der momentanen Krisensituation unterstützen.

Isabelle Digvidaï ist 30 Jahre jung, eine motivierte dynamische Person mit einer klaren Bestimmung in ihrem Leben. Aufgewachsen ist sie in einer afrikanischen Grossfamilie in Kamerun als jüngstes Mädchen mit drei Brüdern der selben Mutter. Ihr Vater hat noch elf weitere Kinder von anderen Frauen und etliche Frauen ohne weitere Kinder. Die Familie hatte für Isabelle vorgesehen, was in der Region für Mädchen üblich ist: Frühe Heirat, ein Leben an der Seite des Ehemannes, Mutter vieler Kinder. Isabelle aber sah für sich etwas anderes: Sie wollte studieren und in der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten. Als Frau Karriere machen und eine Familie haben, war für ihre Familie undenkbar. Der Widerstand war heftig. Doch sie setzte sich gegen ihren Vater und ihre Brüder durch, ging an die Universität und studierte Soziologie und Management. Später trat sie der unkonventionellen Kongregation der „Filles de Jésu“. „Ich ziehe mich gerne gut an, wieso sollte ich das nicht mehr tun, wenn ich einer Kongregation beitrete?“ sagt sie, und „mein Handy verstecken, nur weil ich bei einem Interview für eine Kongregation war? Wieso denn auch, es ist doch mein Handy. Ich brauche es“.


Schwester Isabelle Digvidaï

In der Entwicklungszusammenarbeit hat Isabelle ihre Berufung gefunden. Dafür setzt sie sich mit zweihundertprozentigem Engagement ein. Das war auch in dem Workshop spürbar, in dem es darum ging Nothilfemassnahmen für die von der Nahrungskrise betroffenen Familien zu bestimmen. Am Ende der Veranstaltung hatten wir ein fertiges Projekt. Wir werden Nahrungsmittel und Saatgut verteilen. Auch in der Gemeinde Lai mit einem kleinen aber engagierten Team.

Ich bin beeindruckt von Schwester Isabelle, wie sie unbeirrt von äusseren Schwierigkeiten ihren Weg geht und sich bedingungslos einsetzt für ihre Landsleute, denen es schlechter geht als ihr selber.

5. April 2012

Elefantenplage



Elefanten sind herzig. Aber nicht immer lustig. In der Gegend von Douentza, in der auch Hombori liegt, sind sie für die Menschen sogar eine richtige Plage. hier trampeln die letzten grossen Herden, die es im Sahel überhaupt noch gibt, auf Jahrtausende alten Elefantenpfaden alles nieder, was die Menschen der widerborstigen Natur an Feldfrüchten abringen konnten. Ist auf den Äckern nichts mehr zu holen scheuen sich die Viecher nicht, auch in die Getreidespeicher der Bauern in den Dörfern einzubrechen. Elefanten haben einen dicken Bauch und entsprechend grossen Durst und werden, wenn in der Trockenzeit die natürlichen Wasserläufe ausgedörrt sind, zu einem ernsten Konkurrenten der Menschen an den Wasserstellen.
Bis vor wenigen Jahren ging das Nebeneinander von Elefanten und Menschen gut, weil es genügend Ressourcen gab. Mit dem rasanten Wachstum der Bevölkerung und dem seit ein paar Jahren harscher werdenden Klima, haben sich die Beziehungen der beiden Spezies deutlich verschlechtert. Zum Glück sind die Elefanten in Mali von Gesetzes wegen geschützt. Wären sie es nicht, gäbe es sie wohl bald nicht mehr.

Hombori



Durch die Kämpfe im Norden von Mali sind bisher schon über 200'000 Menschen aus ihren Dörfern vertrieben worden. Etwa die Hälfte sucht Schutz in den Nachbarländern Algerien, Niger, Burkina Faso oder Mauretanien, die andere Hälfte versucht sich in sicherere Gegenden im Landesinnern durchzuschlagen. Die kleine Stadt Hombori liegt an der Route aus dem Kriegsgebiet nach Süden und Westen.



Hombori ist bitterarm und wie fast der ganze Sahel von der Dürre geplagt. Nicht nur für die Menschen fehlen die Nahrungsmittel. Auch die Futter- und Wasservorräte für die Tiere sind fast aufgebraucht. Weit und breit ist kein Regen in Sicht. Die erschöpft und hungrig in Hombori ankommenden Flüchtlinge sind für den Ort eine zusätzliche Belastung.



Deshalb hilft Caritas auch hier und verteilt Hirse und Speiseöl. Damit kann die grosse akute Not der Bevölkerung von Hombori wenigstens ein bisschen gelindert werden.