
Zum ersten Mal seit letztem Mittwoch sehe ich heute die Sonne wieder. Es gibt wieder Internetsichtkontakt zwischen meiner Boden- und der Antennenstation.
Im Sahel hat es seit Monaten viel zu wenig oder gar nicht geregnet. Die Ernten sind dramatisch zurückgegangen oder ganz ausgefallen. Es droht - wieder einmal - eine Hungersnot. Bereits jetzt leiden zigtausend Menschen, vor allem in den ländlichen Regionen, an Mangelernährung und Folgekrankheiten. Das Welternährungsprogramm WFP/PAM hat die Welt aufgerufen, zu helfen.
Caritas Schweiz unterstützt die Entwicklung Westafrikas seit Jahrzehnten und hilft selbstverständlich auch in humanitären Notlagen. Auch in dieser. Und zum Beispiel in Mali, wo man mich hingeschickt hat, um mit der lokalen Partner-Caritas Nothilfeprojekte in zwei von der Dürre besonders betroffenen Regionen vorzubereiten.

In den Bezirken San und Mopti hilft Caritas in den nächsten Monaten mit Getreide, Mais und Reis. Diese Grundnahrungsmittel werden teilweise gegen Arbeitsleistungen abgegeben, im Fachjargon nennt man solche Projekte "Food for work". Kleinkinder und geschwächte Menschen erhalten Ergänzungsnahrung mit ausreichend Vitaminen. Es wird neues Saatgut abgegeben, denn in der Not hatten viele Familien keine Wahl und haben ihre Getreidesaat aufgegessen.
Mit antizyklischen Anbauprojekten - etwa Kartoffeln und Zwiebeln, die nicht zur gleichen Zeit wie das klimaanfällige Getreide geerntet werden - soll die Abhängigkeit vom einzigen grossen Regen im Jahr für die Zukunft verringert werden.

Die Menschen in dem Mali, das ich bisher gesehen habe, sind friedlich, freundlich, zurückhaltend und wirken sehr entspannt (was einen mit halblateinischem Temperament wie mich manchmal - ehrlich gesagt - auch kribbelig machen kann). In dem Mali, das ich nicht gesehen habe, im Norden, tobt seit ein paar Monaten ein wüster Krieg, der bereits weit über hunderttausend meist ganz junge Menschen in den Süden des Landes oder in die Nachbarländer Mauretanien, Burkina Faso, Algerien oder in den Niger vertrieben hat. Die Menschen, die in den umkämpften Regionen von Tombuctu, Gao oder Kidal und noch weiter im Norden ausharren und ebenso von der Dürre und dem Hunger betroffen sind, leiden doppelt. Ihnen zu helfen ist aber extrem schwierig. Und für europäische Zivilisten vor allem sehr gefährlich.
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