Das ist Ali Zang. Der knapp Vierzigjährige kommt aus dem
fruchtbaren Süden des Tschad. Seine Familie war nicht wohlhabend aber auch
nicht arm. Alle sieben Geschwister besuchten die Schule und erhielten eine
Ausbildung. Das war Alis Vater wichtiger als drei Mahlzeiten am Tag. Ali
studierte Agronomie und Volkswirtschaft im Senegal und in Frankreich. Nach dem
Studium kehrte er nach Hause zurück. Heute lebt er mit seiner Frau, seinen zwei
Kindern und vier weiteren Verwandten in der Hauptstadt N’Djaména. Ali Zang ist
Regionalleiter der Caritas Partnerorganisation Acord und damit zuständig für
die Länder Tschad und Kamerun. Acord gehört zu den wichtigsten NGO’s in
Westafrika. Die Organisation betreut Projekte für mehr Ernährungssicherheit in
fast allen Ländern der Region. Neben dem Tschad arbeitet Caritas Schweiz auch
in Mali mit Acord zusammen.
Bereits zum dritten Mal in
den letzten zehn Jahren ist in diesem Frühling eine Hungersnot über den Sahel
gekommen. Neben dem Ausbleiben von Regen bedrohen auch Heuschrecken und riesige
Vogelschwärme immer wieder die Getreidefelder und Ernten der Bauern. Vor allem
die Vögel, die im Volksmund „mange mil“ – Hirsefresser – genannt werden, machen
den Menschen zu schaffen. Zwar sind sie winzig klein wie der europäische
Zaunkönig, aber wenn sie millionenfach einfallen, bleibt für die Dörfer nicht
mehr viel übrig. Das müsste nicht sein, sagt Ali Zang: „Wenn die Leute
rechtzeitig über drohende Gefahren Bescheid wüssten, könnte viel Leid vermieden
werden“. Überall wo er hinkommt im Land, setzt sich der Acord-Chef energisch
für die Errrichtung eines lokalen „Frühwarnsystems“ ein, damit die Gemeinden in
Zukunft nicht mehr ganz so schutzlos den Launen der Natur ausgesetzt sind wie
heute, sondern rechtzeitig auf die Bedrohungen reagieren könnten.
So wie auch in der Schweiz
für die Bauern der tägliche Wetterbericht essentiell ist, können die Bauern im
Tschad mit den richtigen Prognosen über Niederschlagsmengen, Informationen über
nahende Heuschrecken- oder Vogelzüge, aber auch mit Nachrichten über die
Verfügbarkeit und die Preisentwicklung von Lebensmitteln auf den Märkten besser
planen und vorsorgen.
Der Tschad ist ähnlich wie
Frankreich gegliedert und in 22 Regionen aufgeteilt. Diese bestehen jeweils aus
einer Anzahl Départements, die ihrerseits in Sub-Präfekturen gegliedert sind.
Jede Sub-Präfektur besteht schliesslich aus einer Anzahl Kantone, die als
kleinste Verwaltungseinheit für die einzelnen Dörfer zuständig sind. In den
Amtsstuben der Departemente werden viele Informationen gesammelt, die für eine
wirkungsvolle Notfallplanung wichtig sind. Nur schaffen es diese Informationen
oft nicht bis in die entlegenen Dörfer, wo es häufig weder Strassen noch
Elektrizität und Telefone gibt. Umgekehrt sind die verfügbaren Informationen
meist ungefährer Natur, da die Departemente ihrerseits kaum mit präzisen
lokalen Informationen aus den Kantonen versorgt werden.
Mit Hilfe von Caritas
Schweiz fördern Ali Zang und Acord die Bildung von Dorfkomitees, die nach einem
systematischen Kriterienkatalog Dorf, Felder und die Weideplätze des Viehs überwachen
und die gesammelten Informationen an die Behörden in der Departementshauptstadt
weitergeben, wo sie von Fachleuten ausgewertet werden. Die Departemente
unterstützt Acord gleichzeitig bei der Einrichtung von Notfallplänen, mit denen
den Bauern bei Gefahr beigestanden werden kann. Eine wichtige Rolle bei der
Verbreitung der Informationen und Warnungen kommt auch den Radiostationen zu.