30. Mai 2012

Die Getreidebank von Game

 
Das Dorf Game liegt 15 Kilometer nördlich von Mongo, der Hauptstadt der Region Guéra im südlichen Zentrum des Tschad. Der Ort hat knapp 3'000 Einwohner, vor allem Frauen und noch mehr Kinder. 


 

In Game gibt es 27 verschiedene Frauenkommissionen, die das Alltagsleben im Ort organisieren. Für jedes wichtige Thema ist eine Frauenkommission zuständig. Es gibt eine Kommission für die Ziegenzucht, eine Kommission für Kinderernährung und eine Frauenkommission für die Alphabetisierung. Wie überall im ländlichen Tschad können auch hier über 80 Prozent der Bevölkerung weder lesen noch schreiben. Eine Frauenkommission kümmert sich um den Erdnuss-, eine andere um den Sesamanbau. Es gibt kaum eine gesunde erwachsene Frau in dem Dorf, die nicht mindestens in einer Kommission mitarbeitet. In der Frauenkommission für den gemeindeeigenen Getreidespeicher sind es 24 Frauen. 


Die Vorsitzende und Chefverwalterin des Lagerhauses heisst Halime N’Dimet. Sie ist gleichzeitig eine der ältesten Frauen im Dorf und wird als Weise hoch geachtet.

Der Getreidespeicher funktioniert wie eine Bank. Die Familien bringen ihr eigenes Getreide zum Magasin und erhalten dafür eine Quittung. Wann immer sie eine Portion ihrer Hirse oder ihres Sorghums benötigen, können sie es sich auf der Basis ihres Guthabens „auszahlen“ lassen. 


Allerdings anders als bei landläufigen Banken werden in Game keine Zinsen bezahlt. Im Gegenteil können auch mittellose Dorfbewohner in Not Getreide erhalten. Aus den Beständen, die die Kommission für die Bewirtschaftung des Lagerhauses von ihren „Kunden“ als „Bearbeitungsgebühr“ einbehält. 
Die Frauenkommission für den Getreidespeicher sorgt nebst der Buchführung über den Getreideverkehr vor allem für Sauberkeit und Sicherheit. Nicht die Mäuse sind dabei die grösste Herausforderung und Bedrohung für das eingelagerte Korn, sondern die Autopiste, die mitten durch Game führt. 


Denn wo es Strassen gibt, sind auch Diebe. Game hat deshalb auch eine Sicherheitskommission. Die ist allerdings keine Frauen-, sondern eine Männerkommmission.

Caritas Schweiz unterstützt gemeinsam mit der tschadischen Partnerorganisation Acord die zuständige Frauenkommission mit Ausbildung und Tools für die Lagerbewirtschaftung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen