30. Mai 2012

Sorghum in Al Hadj Derib


Noch ist die grosse Hungersnot im Sahel an vielen Orten erst als Bedrohung spürbar. In Al Hadj Derib ist sie angekommen. Schon seit April können sich die Menschen hier nicht mehr selber ernähren. Die Vorräte sind aufgebraucht. Das 450 Seelendorf abseits aller Verkehrswege liegt ungünstig. Der Boden gibt auch in guten Zeiten nicht viel her, der Grundwasserspiegel liegt in fernen 60 Metern Tiefe. Die Spuren der Not sind gut sichbar. Ausgemergelte, schwache Alte, dünne Kinder mit aufgequollenen Bäuchen. Caritas Schweiz hilft in Al Hadj Derib mit der Abgabe von Sorghum. Damit die Menschen bis zur nächsten Ernte im späteren Sommer durchhalten und es wenigstens eine Mahlzeit täglich für alle gibt.


Sorghum ist das Hauptnahrungsmittel in der Region. Bei uns ist diese Getreidesorte fast unbekannt. In Europa findet man sie nur in den südlichsten Zonen, in der Schweiz am ehesten als Vogelfutter. Weltweit weist Sorghum aber nach Weizen, Mais, Reis und Gerste die fünftgrösste Anbaufläche auf. Sorghum kann vielfältig verwendet und zubereitet werden. Zum Backen von Brot, für Suppen oder auch als Brei. 


Die meisten Familien von Al Hadj Derib verfügen über einen halben bis einen Hektar Land. Ein paar wohlhabendere Haushalte bewirtschaften zwei oder drei Hektaren. Mehr hat niemand. Eine halbe Hektare ergibt bei guter Ernte etwa 400 Kilogramm Sorghum. Das reicht, je nach Grösse der Familie, immer nur höchstens knapp bis zur nächsten Ernte. In einem schlechten Jahr wie diesem aber natürlich bei weitem nicht.

Auf dem Markt kostet das Kilo Sorghum übrigens etwa 30 Euro-Cents. Eine achtköpfige Familie in der Stadt, mit Einkommen und drei Mahlzeiten, verkocht pro Tag etwa drei bis vier Kilogramm. Als Beilage. In Al Hadj Derib reicht es für die gleiche Familie ohne Einkommen für deutlich weniger als die Hälfte. Als Hauptmahlzeit ohne weitere Beilagen, ausser vielleicht einer dünnen grünen Sauce aus Blättern und Chili. Und wie gesagt, dies in guten Zeiten.

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