Noch ist die grosse
Hungersnot im Sahel an vielen Orten erst als Bedrohung spürbar. In Al Hadj
Derib ist sie angekommen. Schon seit April können sich die Menschen hier nicht
mehr selber ernähren. Die Vorräte sind aufgebraucht. Das 450 Seelendorf abseits
aller Verkehrswege liegt ungünstig. Der Boden gibt auch in guten Zeiten nicht
viel her, der Grundwasserspiegel liegt in fernen 60 Metern Tiefe. Die Spuren
der Not sind gut sichbar. Ausgemergelte, schwache Alte, dünne Kinder mit aufgequollenen
Bäuchen. Caritas Schweiz hilft in Al Hadj Derib mit der Abgabe von Sorghum.
Damit die Menschen bis zur nächsten Ernte im späteren Sommer durchhalten und es
wenigstens eine Mahlzeit täglich für alle gibt.
Sorghum ist das
Hauptnahrungsmittel in der Region. Bei uns ist diese Getreidesorte fast unbekannt.
In Europa findet man sie nur in den südlichsten Zonen, in der Schweiz am
ehesten als Vogelfutter. Weltweit weist Sorghum aber nach Weizen, Mais, Reis
und Gerste die fünftgrösste Anbaufläche auf. Sorghum kann vielfältig verwendet
und zubereitet werden. Zum Backen von Brot, für Suppen oder auch als Brei.
Die meisten Familien von
Al Hadj Derib verfügen über einen halben bis einen Hektar Land. Ein paar
wohlhabendere Haushalte bewirtschaften zwei oder drei Hektaren. Mehr hat
niemand. Eine halbe Hektare ergibt bei guter Ernte etwa 400 Kilogramm Sorghum.
Das reicht, je nach Grösse der Familie, immer nur höchstens knapp bis zur
nächsten Ernte. In einem schlechten Jahr wie diesem aber natürlich bei weitem
nicht.
Auf dem Markt kostet das Kilo Sorghum übrigens etwa 30
Euro-Cents. Eine achtköpfige Familie in der Stadt, mit Einkommen und drei
Mahlzeiten, verkocht pro Tag etwa drei bis vier Kilogramm. Als Beilage. In Al
Hadj Derib reicht es für die gleiche Familie ohne Einkommen für deutlich weniger
als die Hälfte. Als Hauptmahlzeit ohne weitere Beilagen, ausser vielleicht
einer dünnen grünen Sauce aus Blättern und Chili. Und wie gesagt, dies in guten
Zeiten.
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